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Cölpin, Ein Projekt von Vater und Sohn

Cölpin Prospektdetail 1856 gebaut, ist davon auszugehen, dass die Ernst-Sauer-Orgel in der Evang. Kirche zu Cölpin unter Mitwirkung seines Sohnes Wilhelm Sauers geschaffen wurde…

1856 gebaut, ist davon auszugehen, dass die Ernst-Sauer-Orgel in der Evang. Kirche zu Cölpin unter Mitwirkung seines Sohnes Wilhelm Sauers geschaffen wutrde, der schon ein Jahr später seinen eigenen Betrieb in Frankfurt (Oder) eröffnete.

Ernst Sauer, der seinerzeit in Schönbeck bei Friedland ansässig war, hatte sein Handwerk als Autodidakt neben seinem Beruf als Schmiedemeister erlernt. Aber „…die an einen Huf- und Waffenschmied gestellten Anforderungen waren künstlerischwenig anspruchsvoll und entsprachen nicht seinen schöpferischen Ambitionen.“ (Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke, Pape, S. 14)

Und so baute Ernst Sauer 1835 in Schönbeck sein Opus 1 autodidaktisch ohne! kirchlichen Auftrag. Dieses Wagnis lohnte und blieb nicht ohne Anerkennung. Das Konsistorium in Neustrelitz empfahl ihm eine Ausbildung zum Orgelbauer und bezuschusste diese später auch. Nach einigen erfolglosen Anfragen bei seinerzeit nahmhaften Orgelbauern, ging Ernst Sauer schließlich bei Fr. H. Ratzmann in Ohrdruf in eine halbjährige vorrangig theoretische Ausbildung an deren Ende ein Empfehlungsschreiben vom Großherzog stand und seine berufliche Zukunft im Orgelbau einläutete.

Aus seiner Schaffenszeit sind uns von Ernst Sauer heute 55 Orgeln bekannt, von denen 20 noch erhalten sind.

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Zu diesen zählt auch die 1856 erbaute Orgel in der Evangelischen Kirche zu Cölpin.

Nach dem System einer mechanichen Kegellade gebaut, verbirgt sich die Orgel mit 9 Registern, verteilt auf I Manual und Pedal hinter einem barocken Prospektgehäuse der Vorgängerorgel.

Der besondere historische Wert dieses Instrumentes liegt vor allem darin, dass die technische Funktion der Orgel durch Optimierungen in Ton- und Registertraktur aus teils negativen Erfahrungen vorheriger Instrumente wesentlich verbessert wurde. Weiterhin kann davon ausgegangen werden, dass die Orgel noch unter der Mitwirkung von Wilhelm Sauer, der seinen eigenen Betrieb im Jahr 1857 in Frankfurt/Oder gründete, geschaffen wurde. Gerade darin liegt für uns als Firma W. Sauer Orgelbau Frankfurt/Oder GmbH eine Verpflichtung und zugleich auch interessante Herausforderung. 

Besonders auffällig sind zunächst die aufwendig bemalten, leider aber stark deformierten Pfeifen im Mittelfeld des Prospektes. Sie sind, wie schon das Gehäuse, von der Vorgängerorgel übernommen und von Ernst Sauer aus dem vormals klingenden Pfeifenmaterial herausgelöst, als stumme Prospektpfeifen konzipiert worden.

 

 

 

 

Wie schon die Prospektpfeifen, so ist auch das restliche nur noch fragmentarisch erhaltene Pfeifenwerk sehr stark beschädigt und bildet einen der arbeitsintensivsten Punkte bei den Restaurierungsarbeiten. Beispielsweise kommt schon das Ordnen und Sortieren des erhaltenen Metallpfeifenbestandes einem Puzzlespiel gleich.

Dem Herzstück der Orgel, der Windlade, wurde von Holzschädlingen stark zugesetzt. Sie wird konsequent durchgearbeitet. Ein Indiz für die starke Beschädigung der Windlade sind unzählige Bohrungen, teilweise bis zu 4 Löcher in den Füßen der Holzpfeifen, die entweder ständig oder beim Betätigen von Nachbartönen „geheult“ haben müssen. Eine Besonderheit innerhalb der Windlade ist die außergewöhnliche Bauweise der Tonkegel, die hier nicht über Kegelscheren, sondern über Stifte geführt werden. Sie sind im Kegel von oben eingebohrt und laufen in den Bohrungen einer durchgehenden Führungsleiste.

Die Ansteuerung der Tön erfolgt typisch für Ernst Sauer über ein Wellenbrett mit Stechern zu den Tonwellen unter der Windlade. Die Ton- und Registertraktur weist, wie das Pfeifenwerk, starke Beschädigungen auf oder fehlt in Teilen.

Mit Wind wird die Orgel von zwei üppigen, übereinander liegenden Keilbälgen versorgt. Hier gilt das besondere Augenmerk auf die Rekonstruktion der Tretanlage, von der heute lediglich der Lagerbalken noch vorhanden ist.

 

 

 

In allen Teilen der Orgel waren Holzschädlinge, Nagetiere und Plünderer sehr aktiv. Sie haben der historischen Substanz großen, teilweise irreparablen Schaden zugefügt. So kommt dem Erhalt und der Konservierung der restlichen Originalsubstanz eine besondere Bedeutung in unseren Bemühungen zu.