Rekonstruktion des Registers Gambe 8′ C-f“‘ im I. Manual
Das originale Register wurde im Zuge einer früheren Dispositionsveränderung entfernt und existierte nicht mehr. Auf dem Stock der Gambe 8‘ stand der 2 2/3-Chor des Registers Rauschquinte 2fach. Zum Zeitpunkt der Besichtigung war das Register als Quinte 2 2/3‘ in der Registerstaffelei bezeichnet.
Anhaltspunkt für die Rekonstruktion dieses Registers war die Gambe 8‘ im I. Manual der W. Sauer-Orgel opus 957 aus dem Jahre 1906 in Ragow. Von diesen Pfeifen wurden Vergleichsmaße und Bauformen abgenommen, die dann als Vorlage für die Rekonstruktion der Mensur des Registers in Trebbin dienten. Im Vergleich mit den Maßen der noch vorhandenen Spuren auf Windladenstöcken und Rastern in Trebbin wurden die endgültigen Mensuren festgelegt.
Die große Oktave C – H wurde sauertypisch aus märkischer Kiefer gefertigt, die Metallpfeifen c – f3 aus 75%-iger Masse Sn.
Die Raster auf dem Baß- und Diskantstock sowie die Rasterstützen waren original erhalten. Sie wurden aufgearbeitet und wiederverwendet. Nachträgliche eingeleimte Filze in den Rasterbohrungen wurden entfernt. Nicht originale Rasterstützenbohrungen in den Stöcken wurden verschlossen. Originale, bereits verschlossene Bohrungen wurden wieder geöffnet und ihrer eigentlichen Verwendung für die Rasterstützen zugeführt.
Die rekonstruierten Pfeifen der Gambe 8‘ wurden auf Windladenstöcken und Rastern neu eingepaßt (einrastriert). Die Vorintonation erfolgte in unserer Intonationswerkstatt durch unseren Intonateur, Herrn Hans-Ulrich Moritz. Herr Moritz arbeitet seit über 35 Jahren als Intonateur in unserer Firma und ist mit dem Klangbild von historischen aber auch neuzeitlichen Orgeln der Firma Sauer bestens vertraut.
Gambe 8′ in Ragow (Opus 957): abgenommener Vorschlag, um Kernsituation zu sichten und zu vermessen
Rückführung Rauschquinte 2fach C-f“‘ im I. Manual
Die Pfeifen des Registers Rauschquinte 2fach waren zum Zeitpunkt der Besichtigung original in der Orgel vorhanden. Sie waren aufgeteilt auf die Register Quinte 2 2/3′ und Octave 2′.
Die Pfeifen wurden gereinigt und überarbeitet. Schwerpunkt bildete dabei die Überarbeitung der Stimmvorrichtungen.
Auch hier waren die Raster auf dem Baß- und Diskantstock, als auch die Rasterstützen original erhalten. Die nachträglich eingeleimten Filze in den Rasterbohrungen wurden entfernt und nicht originale Rasterstützenbohrungen in den Stöcken verschlossen. Die um Zuge der Umdisponierung verschlossenen originalen Bohrungen wurde wieder geöffnet und für die Aufnahme der Rasterstützen wiederverwendet.
Die rekonstruierten Pfeifen der Rauschquinte 2fach wurden auf den Windladenstöcken und Rastern neu eingepaßt (einrastriert).
Die Intonation und Stimmung der Pfeifen wurden durch unseren Intonateur, Herrn Moritz, überprüft und ggf. korrigiert.
Rekonstruktion/Rückführung Geigenprincipal 8′ C-f“‘ im II. Manual
Die Pfeifen der großen Oktave C – H des Registers waren nicht mehr vorhanden. Diese wurden bei Wilhelm Sauer aus märkischer Kiefer gefertigt. Die Metallpfeifen aus 75%-iger Masse Sn fanden sich in dem Principal 4‘ wieder. Die vorhandenen Metallpfeifen wurden gereinigt und überarbeitet. An der überwiegenden Zahl der Metallpfeifen wurden in der Vergangenheit die Streichbärte entfernt. Diese wurden nach Muster der noch vorhandenen Streichbärte wieder rekonstruiert.
Die Metallpfeifen des Geigenprincipal 8′ ab c; Töne C-DS mit originalen Streichbärten, ab e wurden die Streichbärte rekonstruiert.
Für die Rekonstruktion der großen Oktave C – H aus märkischer Kiefer wurden verschiedene Anhaltspunkte herangezogen. Spuren auf den Windladenstöcken, Rasterbrettern und Hängeleisten waren Grundlage für die Rekonstruktion. Weitere Hinweise über Bauform und Mensurierung gab uns der Geigenprincipal 8′ aus dem II. Manual der Großen Sauer-Orgel im Berliner Dom, ebenfalls Baujahr 1905. Auf diesen Grundlagen wurde die Mensur des Geigenprincipal 8′ in Trebbin festgelegt.
Die Rasterbretter waren nicht mehr im Original vorhanden. Diese wurden neu angefertigt. Original waren die Rasterstützen, die wiederverwendet wurden. Nicht originale Rasterstützenbohrungen wurden verschlossen. Die verschlossenen Originalen Bohrungen wurden geöffnet und ihrer Funktion wieder zugeführt.
Die rekonstruierten Pfeifen des Geigenprincipal 8′ wurden auf den Windladenstöcken und Rastern neu aufgepaßt (einrastriert).
Anschließend erfolgte die Vorintonation in unserer Intonationswerkstatt durch unseren Herrn Moritz.
Sauertypische Beschriftung auf den Metallpfeifen des Geigenprincipal 8′ ab c;
Tonstempelung, Registername mit Fußzahl, Ortsangabe und Manual
Rekonstruktion/Rückführung Aeoline 8′ C-f“‘ im II. Manual
Vom Register Aeoline 8‘ waren noch 8 Pfeifen original erhalten. Die Pfeifen c2-f2 standen in der Sifflöte 1‘. Die Pfeifen cs3 und ds3 fanden sich im Principal 2‘ wieder.
Diese noch vorhandenen originalen Pfeifen und die Spuren auf den Windladenstöcken bildeten die Grundlage für die Rekonstruktion der fehlenden Pfeifen des Registers.
Die vorhandenen Metallpfeifen wurden gereinigt und überarbeitet. Auch hier wurden die Streichbärte entfernt. Diese wurden, wie auch an den neu zu bauenden Pfeifen wieder rekonstruiert.
Das Raster auf dem Baßstock war nicht original, die Rasterstützen sind original. Für den Baßstock wurde ein neues Raster gefertigt. Die Rasterstützen wurden wieder verwendet. Nicht originale Rasterstützenbohrungen in den Stöcken wurden verschlossen. Originale, bereits verschlossene Bohrungen wurden wieder geöffnet und ihrer eigentlichen Verwendung für die Rasterstützen zugeführt.
Die rekonstruierten Pfeifen wurden auf Windladenstöcken und Rastern neu eingepaßt (einrastriert).
Anschließend erfolgte die Vorintonation in unserer Intonationswerkstatt durch unseren Intonateur Herrn Moritz.
Aeoline 8′: originale Pfeifen c“-f“ und cs“’+ds“‘, auch hier waren alle Streichbärte entfernt
Rekonstruktion/Rückführung Voix celeste 8′ (ab c) im II. Manual
Die Pfeifen c-c“‘ waren in der Orgel vorhanden. Im Zuge der Umdisponierung wurden sie gekürzt und als Principal 2′ verwendet. Die Pfeifen d“‘-f“‘ wurden rekonstruiert.
Die Pfeifen c-c“‘ wurden angelängt und überarbeitet. Für die Rekonstruktion der Pfeifen d“‘-f“‘ dienten die vorhandenen Originalpfeifen als Vorbild. Alle fehlenden Streichbärte wurden dem Original entsprechend ergänzt.
Die Raster auf Rasterstützen auf dem Baß- und Diskantstock waren nicht original. Diese wurden neu angefertigt. Auf den Stöcken befanden sich aufgeleimte Holzklötzchen, die nicht original waren. Diese wurden entfernt.
Die Pfeifen wurden auf die Windladenstöcke und Raster aufgepaßt (einrastriert).
Anschließend erfolgte die Vorintonatin in unserer Intonationswerkstatt durch unseren Herrn Moritz.
Voix celeste 8′ ab c – auch hier deutliche Spuren der entfernten Streichbärte erkennbar
Intonation und Stimmung
Die Intonation der rekonstruierten Pfeifen begann am 05.12.2017. Dazu wurden die Pfeifen registerweise eingebaut. Damit verbunden wurden die Standfestigkeit und Winddichtigkeit der Pfeifen überprüft. Die korrekte Ansprache wurde kontrolliert. Die Pfeifen wurden in Tonstärke und Klangcharakter dem Original entsprechend ausgeglichen und in das Gesamtbild der Orgel eingefügt. Die Stimmtonhöhe und das gleichstufig temperierte Stimmtonsystem wurden nicht verändert.
Zum Schluß erfolgte eine Generalstimmung der Orgel unter Beibehaltung der vorhandenen Stimmtonhöhe und der gleichschwebend temperierten Stimmung.
Die Intonationsarbeiten wurden unter Regie unseres langjähringen Intonateurs, Herrn Hans-Ulrich Moritz, ausgeführt. Wie bereits erwähnt, ist der Herr Moritz langjähriger Mitarbeiter der Firma Sauer und seit ca. 35 Jahren mit den Intonationsarbeiten in unserem Hause betraut. Er verfügt über umfangreiche klangliche Erfahrungen mit historischen und neuzeitlichen Instrumenten der Werkstatt Wilhelm Sauer. Zur Seite stand Herrn Moritz unser Mitarbeiter Hartmut Rönnecke. Auch er verfügt über langjähriger Erfahrungen in der Intonation und Stimmung historischer als auch neuzeitlicher Instrumente.